Die Aufgabe eines AHSC ist es ja, seine Mitglieder in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zum gemütlichen oder festlichen Beisammensein mit Getränken und manchmal auch Gesang zusammenzubringen. Und sonst nach Churchill: no sports. Sondersituationen ausgenommen, wie in Lüneburg:
Da fanden sich 2016 Mitglieder zweier Verbindungen zum Corps Cheruskia Lüneburg im WSC zusammen. Der Verbindungsbetrieb wurde aus dem Lüneburgischen Sandboden gestampft, die Aktiven hatten beim AHSC als dauerhaft eingeladene Gäste einen korporativen Anknüpfungspunkt. Neben Conventen, Singen und Trinken war da aber die Sache mit dem Pauken: Wie soll man da mit einer nur kleinen Altherrenschft von Null anfangen? Pauklehrer finanzieren – Fehlanzeige. Aber immerhin war eine knappe Grundausstattung an Paukmaterial vorhanden.
Da fragte mich der stellvertretende AHSC-Vorsitzende, ob ich nicht mal schauen könne, was sich da machen ließe. Jaaa – warum nicht? Beim ersten Treffen irgendwann im Advent anläßlich einer „Paukstunde“ der Aktiven dachte ich an eine alte ESSO-Werbung: Es gibt viel zu tun – packen wir’s an.
Hab ich dann auch. Wir vereinbarten immer wieder unregelmäßig spontan Paukstunden, zunächst in einer halben ungeheizten Autowerkstatt in Adendorf. Es zeigten sich wie in jeder Aktivitas Unterschiede in der Begabung, mit dem rechten (und in zwei Fällen dem linken!) Arm diese untypischen Bewegungen mit einem Schläger auszuführen. Der Ort der Anstrengungen wechselte dann bald zu einem halben Probenraum einer Musikband in Bardowick. Also Fahrgemeinschaft vereinbaren, abholen, losfahren, umdrehen, den vergessenen Schlüssel zum Probenraum holen, wieder hinfahren, und los. Um den Linkshändern gerecht zu werden, wurde ein Paukkorb passend umgeschweißt, für andere Herausforderungen fanden sich geeignete Lösungen: Um zwei hartnäckigen Nicht-Vorsetzern zu helfen, kam mein Sonnenschirmständer aus dem Garten vorübergehend als Hindernis zwischen zwei Paukanten, und um den wurde dann herumgepaukt, MIT Vorsetzen.
Es nahte nach vielen, vielen Übungsstunden die Mensurreife. Genau zum richtigen Zeitpunkt bekamen da die Cherusker von einer lange suspendierten Burschenschaft Cremonia Kiel einen Satz aus vier Prunkschlägern geschenkt. Die konnten mit Schweißgerät und Stoff in neuen Farben zu Mensurschlägern rechts und links umfunktioniert werden. Der Ort des Paukens wechselte im Sommer bisweilen in meinen Garten zwischen Apfel- und Kirschbaum, manchmal auch auf eine Wiese nahe der Wohnung einiger Aktiver, Und dann kamen im schönen Sommer die Schläger zum Einsatz: die ersten drei ersten Partien wurden freundlicherweise in Berlin abgedeckt, so dass Cheruskia sich auch nach außen als schlagend darstellen konnte. Und kurz vor der Weinheimtagung 2019 fochten dann die letzten noch ausstehenden Aktiven ihre Partien. Dass sie dazu nach Greifswald und Heidelberg reisen mussten, war dem Zeitdruck geschuldet, noch vor Weinheim die Partien zusammen zu haben.
Auch eine zweite Partie gab es noch, denn ein Cherusker wurde auf einer AHSC-nahen Veranstaltung von einem Fremdkorporierten gefordert. Ausgerechnet derjenige, dem ich immer nahelegte: „Herr X, nicht prügeln, achten Sie aufs Vorsetzen und die Technik“ hatte dann eine Tiefpartie mit einem 25 Zentimeter kleineren Gegenpaukanten ohne Höhenausgleich vor sich. Ich revidierte meine Ermahnungen zu „Herr X, prügeln Sie“. Er stach in knapp 10 Gängen ab, womit sich leider zeigte, dass Technik nicht immer das Mittel der Wahl ist.
Soweit lief das Fechterische bei Cheruskia recht gut, nur leider liefen einige andere Punkte nicht wie gewünscht: nämlich Hausbeschaffung und Erhaltung einer dauerhaften Aktivitas. Und so suspendierte das Corps Cheruskia Ende 2019 wieder. Ich hoffe und wünsche, dass es das noch nicht gewesen ist, und ich wäre beim erneuten Anlauf wieder gern nach meinen beschränkten Kräften dabei.
Ein AHSC ist also doch nicht nur zum Reden und Trinken da, sondern kann auch mal etwas Handfestes zum Verbindungswesen beisteuern. Das findet
Werner Töpperwien, Thuringia Heidelberg